Jenna Sutela in Zusammenarbeit mit Markus Shimizu, Mimi Ferments Berlin, Spit Drink, 2021
The Archive Show
Die Animation der 100 Jahre alten E-WERK-Geschichte durch zeitgenössische Kunst
Kuratiert von Adriana Tranca unter der künstlerischen Leitung von Helen Turner
1. Mai bis. 18. Juli 2021

 

Archive und Partituren haben eine wichtige Gemeinsamkeit: Performativität. Das latente Potential des Archivs, gepaart mit den vielen Narrativen und Interpretationen, die es in sich trägt, macht es spannend mit den Möglichkeiten, all die Elemente und Fragmente, die es enthält, zu ordnen und neu zu formulieren. Ebenso ist die Partitur mit ihren unendlichen Möglichkeiten, neue Kompositionen zu manifestieren, ein perfektes Mittel, um die konzeptionellen Implikationen eines Archivs zu erkunden.

Für die kommende Ausstellung The Archive Show hat das E-WERK sechs zeitgenössische Künstler*innen beauftragt, sich mit den sichtbaren und unsichtbaren Narrativen seines jahrhundertealten Archivs erkunden. Durch die Anerkennung der Tatsache, dass das Archiv nichts statisches ist und sich nicht nur auf die Vergangenheit bezieht wird klar, dass es gezielt gedeutet werden muss um die Brücke zur Gegenwart zu schlagen. E-WERK lädt nun zeitgenössische Künstler*innen ein, die Geschichten, die noch zu lesen und zu schreiben sind, durch das strukturierende Prinzip der 'Partitur' zu interpretieren.

Seit das E-WERK Luckenwalde 1913 als Kohlekraftwerk gebaut wurde, verändert es seine Form und passt sich der Zeit an. Nach 30 Jahren Lethargie reanimierte die künstlerische gemeinnützige Performance Electrics gGmbH 2019 das E-WERK Luckenwalde zu einem erneuerbaren Kunststrom-Kraftwerk und Zentrum für zeitgenössische Kunst, das die ursprüngliche Funktion des Gebäudes wieder aufnimmt und den Strom wieder einschaltet. Im Laufe von 100 Jahren hat sich hier eine beeindruckende Sammlung von Unterlagen angesammelt, darunter Baupläne, Blaupausen, technische Verbesserungen, Dokumentationen der technischen und wirtschaftlichen Praxis, Berichte und Korrespondenzschreiben.

Alle zwei Wochen im Mai und Juni 2021 präsentieren die Künstler*innen jeweils ihre ‚Partitur’ als Performance in einem selbstgewählten Medium, darunter ein performatives Ritual, ein DJ-Set, ein Fermentierung-Workshop und eine Video-Installation. Während des gesamten Ausstellungszeitraums (bis zum 18. Juli 2021) werden die mit der Performance verbundenen Paraphernalia in der Galerie Eins zu besichtigen sein.


So ist The Archive Show eine Sammlung von flexiblen Partituren in Form abstrakter Interpretationen, deren Ziel es ist, die Geschichte zu ent-offizialisieren und das Wissensmanagement dahingehend zu hinterfragen, wie wir Wert projizieren und wie wir entscheiden, was für die Nachkommen aufbewahrt werden soll und was nicht.

Als ein digitaler Satellit zur Ausstellung präsentiert das E-WERK eine Deutsch-Englische Podcastserie, in der die Künstler*innen eingeladen sind, Gespräche mit Theoretiker*innen, Wissenschaftler*innen, Historiker*innen oder anderweitigen Experten/Expertinnen ihrer Wahl zu moderieren. Das Publikum wird außerdem zu Führungen mit Zeitzeugen eingeladen, ein deutscher Historiker und Pablo Wendel, Künstlerischer Ko-Leiter des E-WERKs und Erfinder von Kunststrom. Während der Ausstellung besteht für das Publikum außerdem die Möglichkeit, von den Entdeckungen professioneller Archivar*innen zu lernen, die das Archiv in den Galerieräumen live erforschen werden.

Adriana Tranca, Assistenz-Kuratorin beim E-WERK Luckenwalde, kuratiert die Ausstellung unter der künstlerischen Beratung von Helen Turner, Künstlerischer Ko-Leiterin und Kuratorin des E-WERKs Luckenwalde.