Mensch Maschine Musik im Stadtbad Live Luckenwalde am 19. September, Design: Basics09

Mensch Maschine Musik
19. September 2025 (19:00 – 23:00 Uhr)
Stadtbad Live Luckenwalde

Bendik Giske
Nazanin Noori
Discovery Zone
Rae Hsu
Kira Xonorika
David Osaodion Odiase & hn. lyonga

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Anlässlich der Ausstellungseröffnung Mensch Maschine: Return to Earth präsentieren die Partner am 19. September die erste Ausgabe von Mensch Maschine Musik – einem neuen interdisziplinären Musikfestival, das international renommierte Künstler*innen wie Bendik Giske, Discovery Zone und Nazanin Noori mit Live-Performances der Künstlerinnen Rae Hsu, Kira Xonorika, hn. lyonga und David Osaodion Odiase zusammenbringt. Das Festival findet von 19 bis 23 Uhr statt.

Mensch Maschine Musik versteht sich als Schnittstelle zwischen Technologie und Ökologie und präsentiert experimentelle Formate an der Schnittfläche von Klang, Technologie, Musik, zeitgenössischer Kunst, Performance und neuen Kompositionen. Austragungsort ist das ikonische Bauhaus-Schwimmbad neben dem E-WERK, das derzeit als Kulturort neu belebt wird: Stadtbad Live Luckenwalde.

Zu den Mitwirkenden gehört der Saxophonist Bendik Giske, der durch den Einsatz von Zirkularatmung technische Virtuosität mit einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit Körperlichkeit verbindet. Discovery Zone – das experimentelle Pop-Projekt der in New York und Berlin lebenden Musikerin und Multimedia-Künstlerin JJ Weihl – erforscht in ihrer Arbeit von Kybernetik und neuronalen Netzwerken inspirierte Klangräume, in denen die Grenzen zwischen menschlich und post-human verschwimmen. Die Komponistin und Künstlerin Nazanin Noori verbindet Ambient Hardcore mit Doom Electronics und schafft hypnoakustische Klanglandschaften.

Der Abend präsentiert außerdem Live-Performances der Residenzkünstler*innen Rae Hsu, Kira Xonorika sowie David Osaodion Odiase & hn. lyonga. Die Arbeiten reichen von Einsätzen mit Roboterhunden über Performances, die den menschlichen Wasserkonsum als Metapher für Datenextraktion thematisieren, bis hin zu Erkundungen der Quantenpoesie und einer Performance, die sich von algorithmischer Gewalt abwendet und Körper und Erinnerung in den Mittelpunkt stellt – Technologie wird hier nicht als Code oder Daten, sondern als Geist und Puls des Werdens neu gedacht.


Bendik Giske, Foto: Luke Abby

Bendik Giske ist Künstler und Saxophonist, dessen ausdrucksstarker Einsatz von Körperlichkeit, Verletzlichkeit und Ausdauer ihm große Anerkennung eingebracht hat. In seinen Live-Performances greift er auf das Repertoire seiner drei bisherigen Alben beim Label Smalltown Supersound zurück und zieht das Publikum in eine fesselnde Darbietung musikalischer Präzision, körperlicher Ausdauer und ungefilterter, menschlicher Präsenz. Jeder Aspekt – sei es die Platzierung des Mikrofons, die Lichtgestaltung oder das klangliche Design – wird sorgfältig komponiert, um maximale Resonanz zu erzeugen.


Nazanin Noori

Nazanin Noori (Persisch: نازنین نوری‎; IPA: [ˈnɑːzəniːn ˈnʊəri]) ist eine interdisziplinäre Künstlerin mit Sitz in Berlin. Ihre Arbeit umfasst Klangkunst, Komposition, Performance, Installation, Regie und Text. Mit einem Hintergrund in Theater-, Film- und Medienwissenschaften thematisiert sie die Verbindung von Klang, Raum, Skulptur und postdramatischer Poesie – mit Fokus auf atmosphärische Erzählformen. Ihre hypnoakustischen Kompositionen bewegen sich zwischen Ambient Hardcore und Doom Electronics. Seit 2016 komponiert sie für Theater und Kunstfilm. Ihr Debütalbum FARCE erschien bei enmossed, ihre 54-minütige Soundarbeit HAAL wurde 2021 im Rahmen der Berliner Festspiele (The Sun Machine Is Coming Down) im ICC uraufgeführt und später von Deutschlandfunk Kultur veröffentlicht. Noori war Artist-in-Residence bei der JUNGEN AKADEMIE und Callie’s. Ihre Arbeiten wurden u. a. im EIGEN + ART Lab, in der Akademie der Künste, im CCA Berlin, im Haus der Kulturen der Welt und bei der Transmediale gezeigt. Auftritte führten sie u. a. in die Villa Massimo, ins Berghain, Schauspielhaus Zürich, La Gaîté Lyrique, zum CTM Festival und ans ICA London. Ihre Theaterarbeiten wurden am Maxim Gorki Theater, Deutschen Theater und Berliner Ensemble aufgeführt. Nooris Klangarbeiten wurden international im Radio ausgestrahlt. Seit 2021 ist sie Resident bei Refuge Worldwide. Neben Soloperformances tritt sie auch als Modular-Synthesizer-Spielerin und Vokalistin im Bereich Jazz-Improvisation auf – u. a. mit Andrea Belfi und Shabnam.


Dicovery Zone, Foto: Neelam Khan Vela

Discovery Zone ist das experimentelle Pop-Projekt der in New York und Berlin lebenden Musikerin und Multimedia-Künstlerin JJ Weihl. Nach dem langsamen, aber stetig wachsenden Enthusiasmus rund um ihr Debütalbum Remote Control kündigte Discovery Zone ihr zweites Album Quantum Web an, das am 8. März bei RVNG Intl. und Mansions and Millions (GSA) erscheint. Inspiriert sowohl von der Allgegenwart von Werbung und Konzernkultur als auch vom Potenzial von Kybernetik und neuronalen Netzwerken, taucht Quantum Web ein in das Uncanny Valley – einen Zwischenraum, in dem sich die Grenzen zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie ebenso auflösen wie die zwischen dem Menschlichen und dem Posthumanen. Discovery Zone entwickelt einen breiten Pop-Sound, durchzogen von leuchtenden Gesangspassagen und barocken instrumentalen Details. Auf der Bühne verwandelt JJ Weihl ihre Auftritte in ein audiovisuelles Laboratorium, in dem sie mit einer Vielzahl von Instrumenten und 3D-Visuals das Universum als Informationsquelle erforscht.


HSURAE

Rae Hsu
Enter the Wetware

Eine Performance-Vorlesung, in der die Maschine spricht und der Körper trinkt. Eine verkörperte Begegnung mit künstlicher Intelligenz. Enter the Wetware lädt Sie ein, ein Orakel aus flüssigen Schaltkreisen zu erleben, in dem Sprache ausläuft, stockt und tropft. Empathie findet man hier nicht in der Gleichheit, sondern in der Fremdheit. Das Orakel spricht in Zungen, doch die Zunge ist trocken wie eine Wüste. Durstige Bots modellieren Sprache, während wir ertrinken … wir schmachten.

HSURAE ist Künstler*in und Pädagog*in mit Sitz in New York und Taipeh. Die Praxis umfasst das Konzept der Latenz innerhalb von Natur und Kunst. Statt zu enthüllen oder zu beschleunigen, findet HSURAE kleine Freuden in der Unbestimmtheit, die latenter Raum und latentes Wissen bieten – eine Art Photogrammetrie des Universums aus Platons Höhle heraus. Das künstlerische Medium, wie auch die Person, ist niemals reines Objekt, niemals reines Subjekt; es reicht von heißem Glas über Fibroblasten bis hin zu subversiven biologischen Materialien. HSURAE arbeitet daran, die relationalen Geometrien zwischen Menschen, Nicht-Menschen und Maschinen durch geschichtete, multiskalare Erzählungen von Handlungsmacht und Zeitlichkeit zu entschlüsseln.

Die aktuelle Forschung beschäftigt sich mit der Unreduzierbarkeit von künstlicher Intelligenz als ästhetischer Qualität – eine Qualität, die wie Latenz vollständiges Verständnis verweigert, aber Spekulation einlädt. HSURAE hat einen Master of Science in Art, Culture, and Technology vom MIT und unterrichtet derzeit an der New School und der NYU. Arbeiten von HSURAE wurden unter anderem im Taipei Fine Arts Museum, National Taiwan Museum of Fine Arts, MAXXI Rom, European Cultural Center, TORN theater space, Dubai BAIT15, Taipei Digital Art Festival, Medialab Prado, Weisner Gallery, Sakiya Palestine, Grand Siecle Gallery, Yiri Art Gallery und Olfactory Keller NY gezeigt. Künstlerresidenzen umfassen SymbioticA, hangar.org, Medialab Prado, _V2 Institute for the Unstable Media, Coalesce BioArt Lab und Urbanglass.


Kira Xonorika

Kira Xonorika präsentiert im Rahmen von Mensch Maschine Musik ihre Performance Agent. Agent ist eine Hightech-Performance, die Soft-Robotik mit Choreografie verbindet. Die Arbeit erforscht Kognition, Bewegung und technologische Ökosysteme – mit dem Ziel, Robotik von ihren historischen Verflechtungen mit Herrschaft und Kontrolle zu entkoppeln. Stattdessen schlägt die Performance eine relationale Annäherung an Maschinen vor.

after the wires, our hands remain ist eine Performance von David Osaodion Odiase & hn. lyonga

after the wires, our hands remain wendet sich vom kalten Blick algorithmischer Gewalt und der unsichtbaren Arbeit hinter westlichen Maschinen ab. Stattdessen richtet sie sich auf den Körper – auf Atem, Knochen, Haut und Erinnerung. Sie untersucht das Anthropozän als eine Rückbesinnung auf uns selbst und auf die Geschichte, die diese Rückkehr notwendig macht.

In dieser Performance wird Erinnerung nicht als etwas Gespeichertes, sondern als etwas Gelebtes erfahren: fühlbar, hörbar, tastbar, als Fleisch, intuiert als etwas, das unter den Sohlen unserer Füße vibriert oder zwischen Atem und Knochen hindurchgleitet. Verwurzelt in afrikanischen sozio-politischen Realitäten und afro-diasporischen, indigenen Philosophien des Mutterns, des Wissens und Seins, lehnt die Performance die geraden Linien kolonialer Logiken ab. Sie verweigert deren Definitionen von Technologie, Archiv und Zeit. Stattdessen bewegt sie sich in Spiralen, hört, was die Zukunft erinnert, sammelt Fragmente, Flüstern, Rhythmen und Geister und nennt sie Technologie – nicht als Code, sondern im Geist, nicht als Daten, sondern im Puls des Werdens.


hn. lyonga

hn. lyonga ist ein Schwarzer, queerer, interdisziplinärer Autor, Poet und Kurator. Sein Schaffen konzentriert sich auf Schreiben, Storytelling, Community Building und verwandte Vokabulare. Er beschäftigt sich mit Fragen von Migration, die für historisch kolonisierte und marginalisierte Gemeinschaften relevant sind. Unter anderem ist er Nachbar, (lebenslanger) Lernender und Mitglied des kuratorischen Beirats von BARAZANI.berlin – Forum Kolonialismus und Widerstand. Dort arbeitet er an Konzepten ländlicher Biografien sowie an transgenerationalem und transkontinentalem Storytelling. Seine Arbeit versteht sich als „Wake Work“ – eine Praxis im Spannungsfeld der Paradoxien rund um Schwarze Staatsbürgerschaft; sie ist zugleich das Werk des „kontinuierlichen Bewohnens und Störens von Wissenssystemen“ (Christina Sharpe, In the Wake: On Blackness and Being, 2016).


David Osaodion Odiase

David Osaodion Odiase ist ein transdisziplinärer Künstler und Mitglied des African Narrative Collective. Seine Praxis bewegt sich an den Schnittstellen von Poesie, Performance, Film, indigenen Technologien und spekulativen Methodologien. Seine Arbeit setzt sich kritisch mit den verflochtenen Geschichten, Wissenssystemen und kulturellen Imaginationen Afrikas auseinander – mit dem Ziel, hegemoniale Narrative zu dekonstruieren und Ahnenwissen als zentrales Werkzeug der Re-Weltbildung in den Vordergrund zu rücken. Odiases Video- und Performancearbeiten wurden auf Festivals und in Institutionen in Afrika, Europa und Amerika gezeigt – unter anderem beim African International Film Festival (Nigeria), Zebra Poetry Film Festival (Deutschland), SOMA (Mexiko), der National Poetry Library (UK), Kampnagel Hamburg sowie im Haus der Kulturen der Welt im Rahmen der Berlin Science Week. Seine aktuellen künstlerischen Forschungen verbinden Quantenmechanik mit afrikanischen indigenen Philosophien und untersuchen Konzepte wie Quanten-Gedächtnis, Retrokausalität und die Nichtlinearität von Zeit. Verankert in afrozentristischen Ontologien entwirft Odiase ein reparatives Modell kultureller Restitution – eines, das Zeitlichkeit und kollektives Gedächtnis als emanzipatorische Werkzeuge neu denkt.